Samstag, 14. März 2009

Kafka: Die Vorüberlaufenden (Reportage)

23.00 Uhr, am Samstag. Man läuft von der Stadt gerade nach Hause. Wer ist dieser dunkle Mann, der vorbeiläuft? Eine kleine Gruppe von Neonazis schielt hinter der Mauer hervor. Man hört Schreie. Soll man nachsehen und helfen?
Fakt ist, in 90% der Überfälle, die in der Nacht geschehen, wird nicht eingegriffen, obwohl Außenstehende anwesend wären. Doch woher kommt diese fehlende Zivilcourage?
Die Nazis schreiten auf den schwarzen Mann zu, zingeln in ein. Sie beleidigen ihn und spucken ihn sogar an. Er tut einem Leid, aber man traut sich nicht zu helfen. Lieber weitergehen, nichts damit zu tun haben.
Der größte Grund des Ignorierens ist wohl die Angst miteinbezogen zu werden. Trotzdem, nach Umfragen, würden nach der genannten Szene 74% eigreifen wollen. Das widerspricht sich. Den Menschen ist die Angst der Gefahr erst vor Ort bewusst. Die Lösung des Problems: Ein einfacher Griff zum Handy, die Nummer der Polizei, und weder das Opfer, noch man selbst stehen lange in Gefahr.

Gedichtinterpretation „Stufen“

Hermann Hesse, der 1877 in Calw geboren ist, strebte sein gesamtes Leben nach Selbstverwirklichung und Autoreflexion. Das Gedicht „Stufen“, welches er 1941 nach einer langen Erkrankung schrieb, trifft seine Lebenseinstellung sehr exakt. Ursprünglich nannte er es auch „Transzendieren“, damit meinte er in einen neuen Lebensabschnitt zu „transzendieren“. Ich betrachte das Gedicht so, als diene jeder Lebensabschnitt seinem Zweck und hätte auch seine Berechtigung. Aber man sollte sich auch verabschieden können, nicht an der Jugend oder einer anderen Lebensphase festhalten. Immer wieder neu anzufangen ist möglich und sogar notwendig.
Ich habe das Gedicht in drei Strophen unterteilt, weil der Dichter in den ersten acht Verszeilen allgemein über die Lebensabschnitte schreibt, weil er sich in der zweiten Strophe an „uns“ Menschen wendet und weil er seine Gedanken in den letzten acht Versen nochmals bestärken möchte. Ich habe kein bestimmtes Reimschema entdeckt, außer ein umarmender Reim (abba) in der zweiten so wie in der dritten Strophe, und ein Kreuzreim (cdcd) in der Dritten. Das Gedicht besteht aus einem regelmäßigen Versmaß, nämlich einem fünf-hebigen Jambus. Es weist auch viele Enjambements auf, die vor allem in der ersten Strophe zu sehen sind.
Nun komme ich zur ersten Strophe, die aus zwei Hypotaxen besteht. Adjektive gebraucht der Dichter auffällig wenig, doch das Pronomen „jede“ auffällig oft. Folglich sind die Alliteration des „j“ und die Assonanz des „e“ sehr ausgeprägt. Die erste Strophe weist auf viele Inversionen wie „blüht jede Lebensstufe“, „Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend“, und „Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne“ hin. Der Dichter verwendet in jeder zweiten Zeile Enjambements, was zu einem sehr flüssigen Lesetempo führt. Die Metaphern „Blüte“, das „Blühen“ und „Welken“, die hier mit dem Altern und Entwickeln verglichen werden, prägen die ersten Verse. Auch der Parallelismus ist in diesen Zeilen sehr auffällig. „Wie jede Blüte welkt und jede Jugend Dem Alter weicht…“. So fand ich auch Antithesen wie „Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, …“ und „Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne“. Die Akkumulation „Lebensstufe“, „Weisheit“ und „Tugend“ verweist hier auf alles was im Laufe des Lebens „blüht“. Der Dichter gebraucht das Kompositum „Lebensruf“ als Metapher für eine Daseinsaufforderung.
In der zweiten Strophe entdeckte ich eine Hypotaxe und eine Parataxe. Hesse gebraucht wiederum mehrere Pronomen, doch dieses mal hauptsächlich in Bezug auf „uns“, weil er sich wohl systematisch an uns Menschen wenden möchte. Grammatikalisch auffällig ist auch die Inversion „Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen.“. Da die erste Strophe voll von Enjambements ist, doch in der zweiten kein einziges zu finden ist, wird das Lesetempo hier etwas gebremst. Hervorstechend im Bereich des Klanges ist die ausgeprägte Assonanz des „es“, sowie im letzten Teil des „us“. Die Akkumulationen „…fesseln uns und engen“ und „heben, weiten“, welches auch ein Asyndeton ist, betont was das Kompositum „Weltgeist“ will. Zudem ist „Weltgeist“ auch noch ein Symbol, das für den Sinn des Lebens steht.
Sowie die zweite Strophe, besteht auch die dritte aus einer Hypotaxe, gefolgt von einer Parataxe. Hier stehen wieder mehrere Adjektive, bei denen der Dichter in der zweiten Strophe eher gespart hat. Doch auch sind mir wieder die Pronomen, die an „uns“ gerichtet sind, aufgefallen. Hesse hat sich in dieser letzten Strophe reichlich mit Inversionen bedient, wie zum Beispiel: „Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise“ oder „Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde Uns neuen Räumen jung entgegensenden“. Der einzige Imperativ, befindet sich in der letzten Verszeile „Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“. Im Bereich der Assonanz ist mir wiederum das e aufgefallen, das sich bis zum Schluss durchzieht. Mit der Litotes „Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.“, möchte der Dichter betonen, wie wichtig es ist neu anzufangen. Auch die Akkumulationen „Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise Und traulich eingewohnt,…“ und „Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise“ verstärken diese Gedanken. Ansonsten fand ich noch eine Antithese: „Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen“ Das Kompositum „Lebenskreise“ sehe ich wie als „Stufe“, also wie einen Lebensabschnitt. Die wohl bekannteste Metapher „Herz“ steht hier für die Seele, die Psyche jedes Menschen selbst. „Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“ Hesse betont hier ein letztes Mal die Hypothese seines Gedichtes.
Das Gedicht handelt von den verschiedenen Lebensabschnitten, man sollte seiner Jugend nicht nachtrauern, jeder Neuanfang ist wichtig und hat einen Zauber in sich. Diese Verse haben mich wirklich zum Nachdenken angestoßen. Solche Ansichten hatte ich nie vom Leben, dass der „Wechsel auf eine neue Stufe“ wirklich so wichtig ist. Wohl auch, weil ich erst so jung bin. Ich verstehe das Gedicht so, dass die Lebensstufen gleichermaßen immer höher werden, und der Mensch selbst dadurch auch immer weiser. Viele haben Angst älter zu werden und vergessen so, wie bedeutungsvoll das Altern doch wirklich ist.
Abschließend möchte ich noch wiederholen, dass dieses 3-strophige Gedicht aus vielen Akkumulationen besteht, bei denen Hermann Hesse auf die Intensität seiner Gedanken weisen möchte. Auf klanglicher Ebene ist nicht nur das Pronomen „jede“, das sich oft wiederholt wichtig, sondern auch die Assonanz des „es“. Durchgehend ist der Text von Metaphern und Antithesen zu den Themen Abschied und Neubeginn geprägt. Beispielsweise die Metapher der „Blüte“, sie lädt schon im ersten Vers zum Lesen des gesamten Gedichtes ein.