Sonntag, 17. Juni 2007

Glück im Unglück

Gustav suchte nach seinem Pass. Er war ein junger Mann und wollte nach Amerika reisen. Wo könnte er nur sein, dieser Pass? In vier Stunden würde sein Flugzeug starten, und brauchte allein zwei Stunden dafür, um zum Flughafen in München zu kommen. "Wieso kann ich ihn nicht finden!? Und wo ist Jack überhaupt?", ärgerte er sich. Jack war sein Hund. "Ich hab ihn den Pass doch auf den Küchentisch gelegt- den Küchentisch?!" Kurz vorher war doch Marie, die Nachbarin hier, damit ich ihr zeigen konnte, wie sie sich um mein Haus kümmern konnte, während ich weg bin, dachte er bei sich. Aber sie war doch immer so eine freundliche, alte Dame gewesen... Hab' ich ihr was getan?
Gustav beschloss ihr einen Besuch abzustatten. "Ja, hallo, lieber Herr Müller!" Sie öffnete die Tür und schaute Gustav fragend an. "Ich dachte, Sie seien schon verreist?". Wie sollte er es ihr beibringen, dass er sie verdächtigte? Daran hatte er garnicht gedacht. "Es tut mir Leid, aber ich kann meinen Pass nicht finden. Haben Sie ihn vielleicht gesehen?", ich traute mich nicht sie mit einem Diebstahl zu verdächtigen. Ehrlich gesagt konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass so eine nette, etwas rundliche Dame, die schon in die Jahre gekommen ist, etwas stehlen könnte. "Nein, ich hab' Ihren Pass leider nicht gesehen. Haben Sie schon überall gesucht? Auch schon in den hintersten Ecken des Hauses? Vielleicht ist er im Dachboden, in der Abstellkammer, oder im Keller,... man weiß ja nie." Gustav machte plötzlich einen Sprung und rannte mit Eile zurück ins Haus. Wie hatte sie gesagt? Im Keller... im Keller... Unten angekommen erblickte er sofort seinen Hund, der auf seinem Lieblingsplatz friedlich schlief. Und was lag neben ihm, triefend vor Sabber und übersät mit Bissspuren? Natürlich, der Pass. "Ach scheiße!! was soll ich jetzt nur tun!? Böser Jack! Böser Jack!", er schüttelte ihn bis er aufwachte und zerrte ihn dann unsanft die Kellertreppen hinauf. Wir müssen jetzt trotzdem gehen. Aber wieso hat Jack das getan? Ich hab' ihm doch beigebraucht keine Sachen zu verbeißen. Gustav blickte in seinen Pass. Das Foto war leicht zerbissen und sein Name war nicht mehr ganz lesbar. "So, Jack, jetzt können wir nur noch hoffen." Er lud sein Gepäck in das Auto, stieg mit dem Hund hinein und fuhr los.
Gustav und Jack kamen trotzdem noch gut in Amerika an. Man sagte Gustav lediglich, er solle seinen Pass neu ausstellen lassen, wenn er wieder in Deutschland ankäme. Glück im Unglück, dachte sich dieser nur.