Dienstag, 3. Juni 2008

Gedichtinterpretation "Abend" von Andreas Gryphius

Das Sonett "Abend" von Andreas Gryphius wurde im Barock geschrieben. Das Thema ist "memento mori", das grundlegend an den Tod und alles Schlechte erinnert. Sonette erkennt man an einer bestimmten Strophenform, nämlich dass die ersten beiden Strophen zwei Vierzeiler sind, und die letzten beiden zwei Dreizeiler sind. So ergeben sich immer insgesamt 14 Zeilen. Das Reimschema besteht in den Quartetten jeweils aus einem umarmenden (abba) Reim, und in den Terzetten aus ccd, beziehungsweise aus eed. Beim Metrum erkennt man deutlich, dass es sich um einen Alexandriner handelt, also um einen 6-hebigen Jambus mit einer Zäsur nach den dritten Takt. So ergibt sich auch die Regelmäßigkeit im Metrum. Stilistisch auffällig sind die vielen Imperative, vor allem in den Terzetten. Aber dazu werde ich später noch einmal kommen.
Inhaltlich fasse ich die ersten beiden Strophen zusammen, da sie großteils vom Alltag im Barock handeln. Auch sieht man hier das Elend im Leben der Leute im Barock. Klanglich sind viele Assonanzen zu erkennen. Vor allem in der zweiten Strophe bei "Gleich wie dies Licht verfiel, so wird in wenig Jahren... Ich, du, und was man hat, und was man sieht, hinfahren" sind die vielen "i's" auffällig. Von der Rhythmik her, wie schon erkannt, wird hier ein Alexandriner verwendet, mit Zäsuren nach jeweils drei Takten in jeder Zeile. In der ersten Strophe habe ich den Imiperativ "Wie ist die Zeit vertan!" gefunden, welche aber in den Terzetten viel ausgeprägter sind. Dieser Ausrufesatz ist jedoch mehr eine Wehklage, und zeigt, dass die Menschen nicht glücklich sind. In der zweiten Strophe sieht man noch "Gleich wie dies Licht verfiel", als Vergleich, dass "Ich, du, und was man hat", sterben werden. Eine Metapher erkenne ich an: "Der Port... zu der Glieder Kahn." Den Port sehe ich als Tod und den "Glieder Kahn" als Weg dorthin.
Nun möchte ich inhaltlich die letzten beiden Strophen zusammenfassen. Hier wendet sich der Dichter an Gott und bittet ihn um RUhe und Frieden nach seinem trostlosen Leben. Klanglich sind auf jeden Fall weiter "i"- Assonanzen wie bei den Quartetten auffällig. Vom Metrum her ist immer noch der Alexandriner erkennbar. In der dritten Strophe findet sich schon ein Klimax, nämlich "nicht Ach, nocht Pracht, nicht Lust, nicht Angst,.." In dieser Strophe finden sich auch noch viele Ausrufesätze, bei denen der Dichter Gott um Frieden nach dem Tod bittet. Diese sind auch mit der Anapher "Laß.." gekennzeichnet. Bei "... der müde Leib, entschläft,..., der letzte Tag widr mit mir Abend machen,.." erkennt man Euphemismus für "sterben". Verschiedene Metaphern habe ich darin auch gefunden. Wie zum Beispiel das "Tal der Finsternis", als das Leben nach dem Tod, wie die Hölle oder das Fegefeuer.
Persönlich gefällt mir dieses Sonett sehr. Es berührt mich, wie schrecklich das Leben im Barock sein gewesen muss, wie der Dichter es beschrieb. Schlussendlich habe ich das Gedicht in zwei inhaltliche Teile geteilt. Im ersten Teil werden die Gedanken und die Situation im Barockzeitalter beschrieben, und im Zweiten, den Wunsch um Frieden nach den Tod.
Ich denke in Europe in der heutigen Zeit spielt dieses Sonett keine große Rolle. Jedoch in verschiedenen Kriesenregionen, wie der Irak, Tibet, oder Burma würden sich heutzutage vielleicht schon viele damit identifizieren können.